WELTFRAUENTAG

Zum Weltfrauentag am 08. März 2023 wird von vielen Seiten in Erinnerung gerufen, welche Nachteile Frauen in Österreich haben und wie weit es von der Gleichstellung zu den Männern noch ist.

Meines Erachtens wird da zu wenig zwischen Frauen und Müttern unterschieden. Die Lebensverlaufssituation von Müttern, die oftmals nach Elternkarenzzeiten nur mehr Teilzeit arbeiten, kann doch nicht mit jener von kinderlosen Frauen verglichen werden – fallen bei ihnen doch die Betreuungspflichten für ihre Kinder weg.

Dass Sorgearbeit für die alternden Eltern in späteren Jahren Thema werden kann, ist natürlich unbestritten. Aber diese dürfte den beruflichen Ambitionen nicht so gravierend im Weg stehen, wie dies bei der Kinderbetreuung der Fall ist.

Ausbildungsmäßig haben die österreichischen Frauen die Männer laut Statistik überholt, eine schlechtere Bezahlung sollte im Regelfall – bedingt durch die Dichte der Kollektivverträge in Österreich – kaum möglich sein. Wenn das trotzdem passiert, dann wohl im Regelfall von Überzahlungen. Vor einigen Jahren wurde sichergestellt, dass Bienniensprünge (also Vorrückungen) im Rahmen der Gehaltseinstufung auch dann stattzufinden haben, wenn sich die betreffende Person z. B. in Elternkarenz befindet. Damit wurde ein oftmaliger bisheriger Nachteil ausgeglichen.

Wie sieht es aktuell bei den Pensionen aus: Frauenpensionen liegen in Österreich durchschnittlich bei 1.239 Euro. Die Pensionen der Männer betragen im Durchschnitt 2.103 Euro brutto. Der Unterschied liegt damit bei 41,06 %. Im OECD-Durchschnitt haben Frauen um 26 Prozent weniger Pension, am geringsten ist der Unterschied in Estland mit unter fünf Prozent. Diese Zahlen sind Realität. Der Unterschied würde aber noch größer sein, hätte der Staat nicht dafür gesorgt, dass der Pensionsberechnungsrahmen bei Frauen entschieden besser ist, als bei Männern. Diese Form der Ungleichheit wurde jahrzehntelang stillschweigend zur Kenntnis genommen, wahrscheinlich ist dieser Unterschied aber auch kaum jemandem wirklich bewusst. Wer rechnet schon mit dem Pensionsrechner herum und stellt Vergleiche an?

Ich habe seinerzeit, als ich mit 62 Jahren per 01.09.2020 meine Korridorpension antrat und 15,3 % Abschläge als Mann zu akzeptieren hatte, sehr genau gerechnet. Und habe dabei festgestellt: Würde ich mit meinem Berufsverlauf als Frau

  • schon zwei Jahre früher, also mit 60 Jahren in die Regelpension gegangen sein, hätte ich monatlich brutto um € 500,– mehr Pension bekommen, als ich mit meinen 62 Jahren!
  • Hätte ich als Frau 2 Jahre länger gearbeitet und hätte – wie ich es getan habe – mit 62 Jahren die Pension angetreten, wären brutto monatlich € 900,– herausgekommen. Denn da wären statt den Abschlägen (wie bei mir als Mann) auch schon Zuschläge zu verzeichnen gewesen.
  • Jetzt kann man natürlich diskutieren – hätte ich als Frau (ich spreche bewusst nicht von Müttern) den gleichen Berufsverlauf gehabt, wie ich als Mann – aber das ist halt fiktiv. Klar ist auf alle Fälle, dass bei mir auch 9 Monate Zivildienst eingerechnet sind, das wäre bei einer Frau nicht angefallen.
  • Die Pensionshöhe ist erst bei einem Pensionsantritt im Alter von 68 Jahren (!!!) gleich hoch – wie schon erwähnt – bei gleichem Berufsverlauf.

In diesem Kontext ist noch anzumerken, dass Frauen aktuell ab ihrer Pensionierung mit dem 60. Lebensjahr voll dazuverdienen können, während Männern das bis zur Erreichung des 65. Lebensjahres vorenthalten wird – und bei ihnen nur ein geringfügiger Zuverdienst möglich ist – das sind derzeit € 500,91 monatlich!

Festzuhalten ist jedoch, dass mit der Angleichung des Pensionsantrittsalters der Frauen an jenes der Männer, diese Ungleichheit schrittweise aufgehoben wird.

Aber auch hier: Das ist den Frauen nicht bewusst – ich habe zuletzt berechnet, wie sich das 4 Jahre längere Arbeiten meiner Frau auf ihre Pensionshöhe auswirkt: Monatlich erhält sie brutto € 15,– mehr – als wenn sie 4 Jahre älter wäre und schon mit 60 Jahren – wie dies derzeit der Fall ist – in Pension gehen könnte.

Wenn man es krass sieht, verlieren wir als Familie zweimal: Ich habe als Mann € 900,– brutto monatlich weniger an Pension erhalten (durch die eingetretenen Pensionserhöhungen seit 2020 sind das inzwischen brutto monatlich schon € 975,–) – sie hat 4 Jahre länger zu arbeiten und erhält dafür stolze € 15,– brutto monatlich mehr. Und hier gebe ich zu bedenken: Die sogenannte derzeit noch gegebene Frauenbesserstellung in der Pensionsberechnung bewirkt, dass das Familieneinkommen drastisch gesenkt wird! Die Frauen können sich tatsächlich über diese Form der „Gerechtigkeit“ freuen!

Aktuell sind in Österreich mehr als 2 Mio. Menschen Pensionsbezieher. Davon sind 62 % Frauen und 38 % Männer! Und jetzt kommt für mich nochmals die ungleiche Pensionsberechnung ins Spiel: Es wird bei der Pension damit umverteilt: Durch die wesentlich schlechteren Pensionsbedingungen der Männer wird seit Jahren das wesentlich bessere Berechnungssystem für die Frauen finanziert.

Selbstverständlich bin ich dafür, dass Mütter bessergestellt werden. Das sollte durch höhere Beitragszahlungen – aktuell geht die Bemessung der Pensionszahlung im Jahr 2023 von monatlich € 2.090,61 aus – geschehen. Auch wäre es meines Erachtens möglich, Mütter, die nach der Elternkarenz nur mehr Teilzeit arbeiten können, z. B. drei Jahre lang die Pensionsbeiträge vom Ausmaß des vorher bestehenden Dienstverhältnisses zu bezahlen. Zu überlegen wäre auch, wie sich die unbezahlte Sorgearbeit auf die Pensionshöhe positiv auswirken könnte!

Die versteckte Schlechterstellung von Männern beim Pensionsberechnungsrahmen hat in Bälde ohnehin ein Ende. Für mich ist es völlig unverständlich, warum dieser Sachverhalt gerade jenen Frauen nie aufgefallen ist und völlig negiert wurde, die sich am stärksten für die Gleichstellung von Frauen und Männern engagieren!

Christian Aichmayr

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