ERNEUERBARE ENERGIEGEMEINSCHAFTEN

Am Mittwoch, den 02. November 2022, war ich gemeinsam mit dem Obmann des Vereines WI(e)SO in Vorchdorf in der Kitzmantelfabrik, um mir einen Vortrag über Energiegemeinschaften anzuhören. Eingeladen hatte dazu die KEM Traunstein (Klima und Energie-Modellregion) wobei deren Geschäftsführer Ing. Christian Hummelbrunner als Referent agierte.

Zum Einstieg erläuterte er kurz die Traunsteinregion:

Ziel ist es, das Energie-Einsparpotenzial und Effienzsteigerungspotenzial über diverse Verbrauchergruppen der gesamten Region erheben (Nutzung des Portals www.energiespargemeinde.at). Der Schwerpunkt liegt im Bereich Kleinwasserkraft: Erhebung ungenutzer Schwellen, Potenzialberechnung, Effizienzsteigerung bei bestehenden Anlagen, Entwicklung Bürgerbeteiligungsmodell für neue Anlagen.

Besonderheiten: Kleinstrukturierung prägt den wirtschaftlichen Raum – industrielle Prägung im Norden der Region. 52 % Waldanteil, 27 % landwirtschaftliche Flächennutzung. Es ist eine land- und forstwirtschaftlich geprägte Region. Lage am Fuße des Toten Gebirges, Flüsse und Seen.

Es gibt auch eine Facebookseite der Modellregion.

Die beteiligten Gemeinden sind: Altmünster, Bad Wimsbach-Neydharting, Gmunden, Grünau im Almtal, Gschwandt, Kirchham, Laakirchen, Ohlsdorf, Roitham am Traunfall, Scharnstein, St. Konrad, Traunkirchen und Vorchdorf.

Die Modellregion besteht seit 2010 und befindet sich in der Weiterführungsphase 3. Sie umfasst 656,45 km² bei gut 65.000 Einwohnern.

Zu den erneuerbaren Energiegemeinschaften (kurz EEG) gibt es seit dem Sommer 2021 eine gesetzliche Regelung, welche im Nationalrat beschlossen wurde. Primär soll es dazu dienen, um die ehrgeizigen europäischen Klimaziele bis 2030 zu erreichen. Dabei geht es um die Senkung der Treibhausgasemissionen um 55 % gegenüber dem Stand von 1990! Dabei sollen Anstrengungen getätigt werden um den Anteil der erneuerbaren Energien auf 32 % zu steigern – gleichzeitig sollen bis dahin Energieeffizienzsteigerungen um mindestens 32,5 %  umgesetzt werden.  

Somit stellen Energiegemeinschaften einen Meilenstein für unsere künftige Energieversorgung dar. Denn die Bevölkerung hat nun die Möglichkeit, sich zusammenzuschließen, um gemeinsam Energie zu produzieren, zu speichern, zu verbrauchen und über Grundstücksgrenzen hinweg zu verkaufen. Dabei können sich Privatpersonen, Gewerbetreibende und/oder Gemeinden zu EEGs vernetzen. Die Vorteile liegen dabei klar auf der Hand:

  • Proaktive Teilnahme an der Energiewende
  • Ausbau von dezentralen Energiesystemen
  • Genuss wirtschaftlicher Vorteile und
  • Stärkung der regionalen Wertschöpfungsketten.

Aktueller Stand: 1060 Gemeinden von 2095 Gemeinden in Österreich gehören inzwischen einer Klima- und  Energiemodellregion an.

Vorrangig geht es dabei um Stromerzeugung durch Photovoltaik, bisher gab es dabei auf privater Ebene meist nur eine einzige Verbraucherstelle (Zählpunkt) mit Sonnenstrom.

Bei erneuerbaren Energiegemeinschaften ist das anders.

  • Auch hier geht es um Selbstversorgung,
  • aber auch um Nachbarschaftsversorgung
  • und um Photovoltaikgemeinschaftsanlagen.

Eine EEG kann als Rechtsträger ein Verein oder Genossenschaft gegründet werden und ist bis zu einem Jahresumsatz von € 35.000,– ein Kleinunternehmen, welches keine Umsatzsteuer verrechnen muss – dies aber kann. Liegt der Umsatz über € 35.000,– ist sie umsatzsteuerpflichtig. Sind Gewerbebetriebe Mitglied einer EEG wäre auch unter einem Jahresumsatz von € 35.000,– eine Umsatzsteuerverrechnung zu empfehlen.

Unterschieden wird dabei:

  • Produzenten erzeugen Strom
  • Konsumenten konsumieren Strom
  • Prosumenten produzieren und konsumieren Strom

Somit wird abwechslungsweise z. B. einmal produziert und dann wieder konsumiert.

Von der Größe und dem Umfang einer EEG gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Diese kann sich innerhalb eines größeren Gebäudes befinden,
  • oder sich lokal mit einigen Häusern zusammenschließen – da hätte man dann eine gemeinsame Trafostation (z. B. mit 150 Personen),
  • regional in Form eines Zusammenschlusses mehrerer Gemeinden (z. B. mit 30.000 Einwohnern) mit einem gemeinsamen Umspannwerk,
  • bzw. einer Bürgerenergiegemeinschaft – diese würde über einige Stromversorger gehen.

Festzuhalten ist, eine EEG ist keine technische Lösung, sondern eine rechnerische Lösung. Es sind keine Verlegungen von Kabel etc. nötig. An bestehenden Photovoltaikanlagen braucht nichts verändert zu werden. Erfahrungsgemäß liegen aktuell derzeit die Preise bei 15 – 20 Cent pro kWh.

Sonne, Wind, Wasser und Biomasse und Photovoltaik sind an Energiemöglichkeiten für den Einzelnen am leichtesten umsetzbar. Sind z. B. 4 kWh im Rahmen einer EEG überschüssig, können diese auf die Nachbarschaft aufgeteilt bzw. eingespeist werden.

Aufzeichnungen aus einer EEG kann man mit Hilfe von Magenta machen, hier erhält man viertelstündliche Werte. Auch bedient man sich des EDA-Portals, einem Internetportal.

Der Website von EDA ist zu entnehmen: EDA bietet eine standardisierte Form des verschlüsselten Datenaustausches für sämtliche Marktteilnehmer der österreichischen Energiewirtschaft. Die einheitlichen Datenformate ermöglichen eine effiziente Kommunikation und sichere Datenübertragung. EDA stellt eine sichere, zukunftsorientierte, stabile und kostengünstige Datenaustauschmethode dar, die auch im europäischen Energiemarkt eine Vorreiterrolle einnimmt.

Konkret unterstützt EDA drei Aspekte in der Informationskette:

  • den Versand,
  • die Verteilung und
  • den Empfang einer Nachricht

jeweils in verschlüsselter Form und unabhängig vom Datenformat der Marktnachricht selbst.

Für alle Unternehmen der österreichischen Energiewirtschaft steht eine einheitliche Infrastruktur zu Verfügung, über die Daten bzw. elektronische Dokumente in einem einheitlichen Format und mit einem einheitlichen Kommunikationsprotokoll ausgetauscht werden können. Dies hilft, Kosten zu vermeiden, die bei individuellen Absprachen bei der B2B-Integration einzelner Kommunikations-partner entstehen.

Laut § 79 Absatz 2 EAG (erneuerbaren Ausbau Gesetz) darf der Hauptzweck einer EEG nicht im finanziellen Gewinn liegen. Die Vorteile der EEG haben vorrangig ökologische, wirtschaftliche und sozialgemeinschaftliche Aspekte. Eine EEG ist aber nicht gemeinnützig. Es gibt eine Steuernummer! Die Höhe des Strompreises bestimmt jede EEG selbst.

Achtung: Das verschenken von Strom kann kritisch sein! An Unternehmen geht das schon gar nicht, denn das wäre ein „verdeckter Gewinn“!

Die aktuellen Daten werden von den Netzbetreibern täglich auf das EDA-Portal übertragen, wobei registrierte Benutzer dort Daten abrufen können. Anzuraten ist dabei, dass die Möglichkeit des Abrufens über eine zentrale Person erfolgt.  Die Verrechnung erfolgt innerhalb der EEG zum vereinbarten Tarif.

Die aktuellen Preise großer Versorger:

  • Energie AG: 50,29 Cent pro kWh
  • Verbund: 49,20 Cent pro kWh

Hier handelt es sich um den reinen Arbeitspreis ohne Zusatzspesen. Wie es mit dem Strompreis weitergehen wird, ist ziemlich offen!

Ein typischer Arbeitspreis einer EEG wäre wohl so um die 7 Cent und mit Zusatzspesen um die 19 Cent.

Was den beschlossenen Strompreisdeckel anbelangt sieht dieser so aus: Pro Haushalt 2.900 kWh gedeckelt Bei den 80 Prozent des Durchschnittsverbrauches wird pro österreichischem Haushalt von etwa 2.900 Kilowattstunden ausgegangen. Bis zu dieser Marke sollen nur zehn Cent pro Kilowattstunde verrechnet werden. Für jede weitere Kilowattstunde wird dann der marktübliche Preis zu zahlen sein.

Wo liegen nun die Vorteile einer EEG:

  • Da gibt es einmal auch den sozialen Aspekt: Es ist unser gemeinsamer Strom (das ist ein wichtiger Schritt im Bewusstsein zur Energiewende).
  • Es gibt keine Betriebskosten (Photovoltaik).
  • Planbarkeit für die nächsten 25 – 30 Jahre.
  • Den Strompreis bestimmt die EEG selbst.
  • Damit können auch einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen gut unterstützt werden.

Bei einer Gründung einer EEG sind Verträge zu erstellen und die Tarife festzulegen – der Einkaufspreis hat kleiner als der Verkaufspreis zu sein. Festzuhalten ist auch, welche Verbraucher und Erzeuger sind von Beginn an dabei. Jemand muss auch Abrechnungen vornehmen – das wird sich ehrenamtlich nicht ausgehen, da wird etwas bezahlt werden müssen!

Interne Regeln für Erzeuger:

  • Niemand soll sich privat in Haftung begeben,
  • es besteht keine Verpflichtung, eine bestimmte Menge zu liefern,
  • es gibt kein Recht, eine bestimmte Menge liefern zu dürfen,
  • Übertrag der erzeugten Strommenge auf die EEG.

Interne Regeln für Verbraucher:

  • Es besteht keine Verpflichtung eine bestimmte Menge abzunehmen,
  • Es besteht kein Recht eine bestimmte Menge zu kaufen,
  • Strom kann nur übernommen werden, wenn er verfügbar ist.

Es empfiehlt sich auch die Schaffung einer Clearingstelle innerhalb der EEG.

Ich habe den Vortrag deshalb besucht, weil auch in unserer Gemeinde schon Überlegungen zur Schaffung einer EEG getätigt wurden. Vorteilhaft bei einer EEG wäre, wenn sich z. B. nicht nur Photovoltaikanlagenbesitzer zusammenschließen, sondern auch noch eine andere Energiequelle mitinvolviert ist. Bei bestehenden Fragen zu diesem Thema kann man sich gerne an Herrn Hummelbrunner wenden: 0676 4244868.

Seitens des Vereines WI€SO gibt es die Überlegung, mit Herrn Hummelbrunner im VAZ Oberndorf eine Veranstaltung zu diesem Thema zu organisieren!

Ich hoffe, ich habe beim Mitschreiben des Vortrages die wesentlichsten Informationen festhalten können und in meinen Bericht keine groben Fehler eingebaut!

Am Freitag, den 11.11.2022 fand sich im Standard gleichfalls ein Artikel zu diesem Thema. Dieser rundete auch für mich die Thematik noch ab, einiges was im Vortrag nicht erwähnt wurde, fand hier Platz. Deshalb fasse ich abschließend noch aus dem Artikel „Nachbarschaft unter Strom“ – Energiegemeinschaften in Österreich ein paar Punkte zusammen.

Erneuerbare Energiegemeinschaften, die selbst produzierten Strom verkaufen, werden in Österreich immer mehr. Dieses Konzept verlangt den Erzeugern Idealismus ab – das könnte sich bald ändern.

Gemeinsam Strom zu produzieren und untereinander zu teilen: Eine gute Idee. Seit knapp einem Jahr sind mittlerweile hundert Projekte aktiv. Allerdings ist die Ausgangslage auf Grund der aktuellen Situation am Strommarkt nicht ideal.

Völlig unabhängig wird man mit einer Energiegemeinschaft nicht. Ziel ist es, einen möglichst großen Bedarf mit der eigenen Produktion zu decken. Mitglieder einer Energiegemeinschaft bleiben aber weiterhin Kunden bei ihrem Stromversorger. Energiegemeinschaften setzen bisher fast nur auf Solarstrom. Wind-, Wasser- oder Biomassekraftwerke sind für Private schwer umsetzbar. Viel Potential gäbe es hier allerdings auf Ebene der Gemeinden.

Der Vorteil von Energiegemeinschaften liegt auch bei der Entlastung des Stromnetzes. Je nachdem wie groß das Einzugsgebiet ist, reduziert sich der Arbeitspreis für das Nutzungsentgelt zwischen 28 und 64 Prozent, weil die Gemeinschaften sich regional austauschen. Bei überregionalen Bürgergemeinschaften fallen dagegen die vollen Netzgebühren an.

Für Strom aus Energiegemeinschaften muss kein erneuerbarer Förderbeitrag und keine Elektrizitätsabgabe bezahlt werden. Aktuell führen die hohen Marktpreise aber dazu, dass diese finanziellen Vorteile teilweise verpuffen. Denn Haushalte können ihren überschüssigen Strom derzeit teurer am Markt über die Ökostromabwicklungsstelle (OeMAG) verkaufen, als innerhalb der Gemeinschaften. Verbraucher wiederum haben den Nachteil, dass Energiegemeinschaften nicht als Energielieferanten gelten – die Strompreisbremse gilt für sie daher nicht. Hinzu kommt noch, dass die Regierung auf Grund der hohen Preise den Erneuerbaren-Förderbeitrag gestrichen und die Elektrizitätsabgabe deutlich reduziert hat – und das für alle Konsumenten.

Trotzdem werden laut E-Control laufend neue Gemeinschaftsanlagen gebaut. Mehr als tausend sind in Planung. Denn letztlich bieten sie den Vorteil, dass viele Menschen gemeinsam in eine Anlage investieren können. Es ist davon auszugehen, dass sich die Marktpreise wieder beruhigen, womit dann auch die finanziellen Vorteile wieder zurückkehren dürften. Für viele Energiegemeinschaften geht es nicht um finanzielle, sondern ideologische Anreize: Ein Stück Unabhängigkeit und ein Beitrag zum Klimaschutz.

Christian Aichmayr

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