DIE 5 FREIHEITEN NACH VIRGINIA SATIR

Nächste Woche führe ich mit Dr. Bert Brandstetter ein Interview, der aktuell wohl vielen Menschen durch seine website https://www.gutenachrede.com bekannt ist, auf der er für verstorbene Menschen einen Nachruf verfasst. Sieben Jahre lang war er auch Präsident der Katholischen Aktion in Oberösterreich. Gearbeitet hat er vorwiegend als Journalist: Bei der Linzer Kirchenzeitung, in der Krone und das letzte Vierteljahrhundert vor seiner Pensionierung im Jahr 2009 im ORF Oberösterreich als Nachrichtenmann. Sprechen will ich mit ihm über seine Erfahrungen und seine Zeilen, die er nicht nur öffentlich breit bekannten Menschen nach ihrem Tod widmet.

In diesem Kontext habe ich ein wenig darüber nachgedacht, was denn eigentlich ein „erfülltes Leben“ ausmacht, auf welches man mit Zufriedenheit zurückblicken kann. Und dabei bin ich auf die 5 Freiheiten von Virginia Satir gestoßen, die von 1916 bis 1988 gelebt hat. Sie war Psychotherapeutin sowie eine der bedeutendsten Familientherapeutinnen. Ihre Grundhaltung drückte sie in den „Fünf Freiheiten“ aus, zu denen sie ihre Klienten ermutigen wollte:

  • Die Freiheit zu sehen und zu hören, was im Moment wirklich da ist – anstatt das, was sein sollte, gewesen ist oder erst sein wird.
  • Die Freiheit, das auszusprechen, was ich wirklich fühle und denke – und nicht das, was von mir erwartet wird.
  • Die Freiheit, zu meinen Gefühlen zu stehen – und nicht etwas anderes vorzutäuschen.
  • Die Freiheit, um das zu bitten, was ich brauche – anstatt immer erst auf Erlaubnis zu warten.
  • Die Freiheit, in eigener Verantwortung Risiken einzugehen – anstatt immer nur auf „Nummer sicher zu gehen“ und nichts Neues zu wagen.

Und irgendwie habe ich mir gedacht, diese fünf Freiheiten gelebt zu haben – das kommt einem „gelungenen Leben“ wohl sehr nahe. Lebt man sie, lebt man authentisch – man verbiegt sich nicht und spürt sich selbst. Wenn das gelingt, so glaube ich, kann man mit Ruhe und Gelassenheit aus diesem Leben gehen.

Und um die Brücke zur Politik zu schlagen: Auch im politischen Handeln wünsche ich mir das: Nicht verbiegen, authentisch bleiben.

Christian Aichmayr

Nachsatz und Anmerkung: Zum vereinbarten Interview ist es nicht mehr gekommen. Bert Brandstetter ist am Sonntag, 06.06.2021, laut Medien an den Folgen eines Schlaganfalles verstorben. Am 31.05.2021 war ich bei Radio FRO verabredet gewesen, telefonisch hat er mich informiert, dass er wegen eines Krankenhausaufenthaltes absagen muss. „Aber Du kannst ins Krankenhaus zu mir kommen, da können wir das Interview auch führen“, meinte er. Mein Gegenvorschlag „Ist es eh‘ nichts Ernstes? Wenn Du bald wieder fit bist, machen wir es in entspannterer Umgebung“. Damit war er einverstanden und wir haben vereinbart, für Juli 2021 einen neuen Termin zu vereinbaren.

Die Endlichkeit des Lebens ist mir durch diese Gegebenheiten wieder stark ins Bewusstsein gerückt: Nichts ist für Immer! Dem Bert Brandstetter wünsche ich von Herzen alles Gute in der neuen Welt – wer weiß, vielleicht holen wir dort einmal unser Gespräch noch nach!

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